Rinder: Eine Frage der Konzentration – damit Elektrolyt- und Diättränken nicht zur Kochsalzvergiftung führen

Kälberdurchfälle stellen nach wie vor die häufigste Krankheits- und auch Todesursache bei Kälbern dar. Austrocknung, Elektrolytverlust, Übersäuerung des Stoffwechsels sowie Energiemangel sind die vier Hauptprobleme, die bei Kälberdurchfall auftreten, und denen zügig begegnet werden muss. Die Vielzahl der so genannten „Elektrolyt-Tränken“ am Markt enthalten in der Regel Elektrolyte und Glucose, komplette Durchfalltränken bieten zusätzlich eine Reihe weiterer Komponenten zur Ernährung des Kalbes sowie zur Unterstützung diverser Körperfunktionen.

Doch der fehlerhafte Einsatz dieser Präparate kann für die Kälber tödlich enden, was vielen Praktikern nicht bewusst ist. Worauf ist zu achten?

Es ist zwingend erforderlich, die Anwendungsvorschriften auf der Verpackung von Elektrolyt- sowie Kälber-Durchfalltränken genau einzuhalten. Diese Angaben sind nicht als sinnentleerte Bevormundung zu verstehen. Bei Produkten dieser Art wie auch bei der Zubereitung von Milchaustauschern darf man die Konzentration des Pulvers in der Tränke niemals gegenüber der Anweisung erhöhen. Überdosierungen, ob nun gut gemeint oder auch versehentlich, können dramatische Folgen für die Kälber haben.

Niemals ohne Wasser
Echte Elektrolyttränken sind in der Regel als Zwischentränken gedacht und dürfen nie ohne ausdrückliche Anweisung des Herstellers in Milch oder Milchaustauscher eingerührt werden. Begleitend dazu müssen die Kälber jederzeit freien Zugang zu Wasser haben.

Pulver zur Herstellung kompletter Durchfalltränken, wie zum Beispiel Ferm oder Ferm B, die für eine kurze Zeit an Stelle von Milch oder Milchaustauscher vertränkt werden sollen, sind ebenfalls immer in die vorgeschriebene Menge Wasser einzurühren und niemals ohne die entsprechende Wasserergänzung der Milch oder dem Milchaustauscher beizumischen. All diese Pulver enthalten hoch konzentriert Salze (Elektrolyte) und können bei unsachgemäßer Verabreichung zu einer Kochsalzvergiftung führen.

Wenn das Gleichgewicht verschoben wird
Nach Aufnahme größerer Mengen an Salz bei gleichzeitig begrenzter Wasseraufnahme steigt die Natrium- und Chlorid-Konzentration im Blutplasma, der flüssigen Phase des Blutes, an. Es kommt zu einer Verschiebung des Gleichgewichts innerhalb und außerhalb der Zellen mit dramatischen Folgen. Von einer akuten Kochsalzvergiftung spricht man, wenn die Natrium-Konzentration im Blutserum über 170 mmol/l liegt. Die Körperzellen schwellen an, was unter anderem zu einem lebensgefährlichen Hirnödem führen kann. Da die Wasserversorgung mangelhaft ist, kann das Kalb leichtere Fälle einer Kochsalz-Überversorgung auch nicht durch vermehrte Harnproduktion ausgleichen. Zudem sind die Nieren des jungen Kalbes in ihrer regulativen Leistungsfähigkeit noch nicht ausgereift.

Achtung, auch eingefrorene oder defekte Tränken im Jungvieh- sowie Kuhstall können Fälle von Kochsalzvergiftung auslösen, wenn Mineralfutter und Viehsalz verabreicht oder Lecksteine angeboten werden.

Atemwegsinfektion oder doch Kochsalzvergiftung?
Die ersten Anzeichen einer Kochsalzvergiftung (Hypernatriämie) beim Kalb sind zu Beginn unspezifisch und äußern sich in Form von Mattigkeit und Appetitlosigkeit. Hinzu kommen Symptome, wie beschleunigter Atem, Nasenausfluss, Schwitzen sowie Fieber bis 41°C. Diese Tiere werden dann oft erfolglos gegen Lungenentzündung behandelt. Bekommen diese Tiere zusätzlich Elektrolyttränken verabreicht, verschärft sich das Erkrankungsbild dramatisch. Es können Störungen im Nervensystem, Erregung, Muskelkrämpfe, unkoordinierte Bewegungen, Rückwärtsdrängen, Festliegen bis hin zur Blindheit auftreten. Unbehandelt tritt der Tod meist innerhalb von 1-2 Tagen ein.

Da die anfänglichen Symptome einer Kochsalzvergiftung der Kälbergrippe ähneln, bleibt die eigentliche Ursache des Problems oft unerkannt. In der Zwischenzeit werden gegebenenfalls weitere Kälber durch falsch dosierte Diät-Tränken oder Milchaustauscher unwissentlich vergiftet. Jedes Jahr verenden unnötig viele Kälber auf diese Weise. Behandlung äußerst behutsam

Die Wiederherstellung von Kälbern mit Symptomen von Kochsalzvergiftung ist schwierig. Keinesfalls darf das Kalb unkontrolliert größere Mengen an Wasser oder Tränke aufnehmen, da dies ein schweres Hirnödem mit Exitus nach sich zieht. Der Rückstrom von Wasser in die Körperzellen hat sehr langsam über mindestens 2-3 Tage zu erfolgen. In fortgeschrittenen Fällen von Kochsalzvergiftung wird der Tierarzt über einige Tage eine spezielle Infusionslösung verabreichen.

Was(-ser) ist festzuhalten
Kälber sowie natürlich auch erwachsene Tiere müssen stets freien Zugang zu Wasser einwandfreier Qualität haben, damit eine kurzfristige, versehentliche Überversorgung mit Salzen über eine vermehrte Ausscheidung ausgeglichen werden kann. Beim Anrühren von Elektrolyt-, Durchfall- sowie Milchaustauschertränken ist die vom Hersteller angegebene Anwendungsvorschrift unbedingt einzuhalten. Zu hoch konzentrierte Tränken schaden der Gesundheit des Kalbes und letztlich dem Geldbeutel des Tierhalters.

Themen: Magen-Darm
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