Rinder: Grundlage für eine fruchtbare Herde – Vorbeuge von Nachgeburtsverhalten

Die Nachgeburtsverhaltung (Retentio secundinarum) stellt bei der Milchkuh eine recht häufige Komplikation nach der Kalbung dar. Vor allem Tiere mit hoher Leistung sind gefährdet. In solchen Beständen kann diese Erkrankung bei deutlich über 10% der Abkalbungen auftreten. Auffallend ist auch die vermehrte Neigung von Problemtieren zu jährlichen Rückfällen.

Man diskutiert verschiedene Gründe dafür, dass die Nachgeburt bzw. die Fruchthüllen bis maximal 12 Stunden (normal 4-6 Stunden) nach dem Abkalben nicht vollständig abgehen.

Ursachen für Nachgeburtsverhaltung
Infektionserreger
• spezifisch (z. B. Brucellose)
• unspezifisch (z. B. Leptospiren, Streptokokken, Rickettsien...)
• Oxytocinmangel
• Erschöpfungszustände des Muttertieres
• Schwergeburten
• Mineralstoffmangel (Ca, Mg)
• toxische und allergische Einflüsse

plus allgemeine Fehler in Geburtshygiene, Haltung und Fütterung.

Man nimmt an, dass die Erschöpfung der Kuh unter der Geburt mit einer Zentralisierung des Kreislaufs einhergeht. Somit wären eine Unterversorgung des Uterus sowie eine mangelhafte Ansprechbarkeit der glatten Muskulatur bei Stoffwechselstörungen, nach Mehrlingsträchtigkeiten und anderen Belastungssituationen denkbar. In die erste Gruppe gehört ohne Zweifel der Großteil unserer Hochleistungskühe, die mit latenten Ketosen in die neue Laktation gehen.

In der Gebärmutter verbleibende Eihäute sind der Ausgangspunkt schwerwiegender Uterusinfektionen, die die Rückbildungsvorgänge sowie die Dauer des Puerperiums („Kindbettphase“) entscheidend verlängern und im Extremfall zur Zuchtuntauglichkeit des Tieres führen können. Die ungestörte Haupt-Rückbildungsphase, die etwa bis zum 9. Tag nach dem Kalben andauert, ist eine unerlässliche Voraussetzung zur Optimierung der Zwischenkalbezeit und des Besamungserfolges.

Nach Untersuchungen (Esslemont & Spincer, 1993) liegen die Kosten für einen Fall von Nachgeburtsverhaltung einschließlich Behandlung, längerer Zwischenkalbezeit, Milcheinbußen und steigender Abgangsrate bei ca. 430 €. Damit wird deutlich, dass es sich bei Retentio secundinarum um eine Erkrankung mit großer ökonomischer Bedeutung für den landwirtschaftlichen Betrieb handelt. Hier liegt für viele Einzelbetriebe, die vermehrt mit Fruchtbarkeitsstörungen zu schaffen haben, noch ein ungeheures Potential. In diesen Beständen sollte der Prophylaxe von Nachgeburtsverhaltungen mehr Beachtung geschenkt werden, da tierärztliches Handeln sich nur auf eine Schadensbegrenzung durch Nachgeburtsabnahme und / oder keimhemmende Uterusversorgung beschränkt. Die Störung des Puerperiums mit ihren negativen Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit ist damit meist nicht abzuwenden.

Um zu prüfen, ob es möglich ist, mit dem vorbeugenden Einsatz eines pflanzlichen Präparates aus Lorbeerfrüchtepulver (Traxaxan, SaluVet GmbH) auf puerperale Vorgänge, wie die Nachgeburtsverhaltung, Einfluss zu nehmen, wurde von Veterinär Dr. Tilman Kühn in einem Milchviehbestand ein Versuch als Blindstudie an 174 frisch gekalbten Kühen angelegt.

Die Kühe erhielten innerhalb der ersten 4 Stunden nach der Kalbung 50 g (3 Esslöffel) des Testpräparates über das Maul. Die Anwendung wurde 3 x im Abstand von je 12 Stunden wiederholt. Als Vorbericht wurden der Geburtsverlauf und etwaige Medikamentengaben erfasst. Für die Bewertung der Wirksamkeit des Traxaxan wie auch des Placebos (Trockengemüse, Kräuter, Tonmineralien) dienten die folgenden Kriterien:

1. Nachgeburtsverhalten ja / nein
2. Lochialsekret (Ausfluss) 6 Tage nach der Kalbung (Farbe, Konsistenz, Geruch)
3. Krankhafte Befunde 3-4 Wochen nach der Kalbung

Das Auftreten von Nachgeburtsverhaltung konnte durch den Einsatz des Versuchspräparates Traxaxan deutlich auf etwa die Hälfte der Kontrollgruppe gesenkt werden. Unterstützt wird dieses Ergebnis durch die Analyse des Verhaltungsgrades. Der Anteil der schweren Verhaltung lag in der Versuchsgruppe wesentlich niedriger als in der Kontrollgruppe. Der Befund der tierärztlichen Puerperalkontrolle am Übergang vom Kolostralstadium zur Hauptlaktation ist somit Basis der Einschätzung wichtiger Nutzungspotenzen des Tieres. Die Versuchsgruppe offenbart zum genannten Zeitpunkt eine signifikant bessere Bewertung des Lochialsekretes anhand der Kriterien nach Beschaffenheit, Farbe und Geruch sowie des Spannungszustandes im Uterus (Uterustonus) und der Weite des Muttermundes. Auch die Ergebnisse der Puerperalkontrolle der 3./4. Woche nach Kalbung zeigten in der Versuchsgruppe nur etwa halb so viel krankhafte Befunde wie in der Kontrollgruppe. Zeitgleich wurde ein deutlicher Zusammenhang zwischen der geringeren Anzahl der Nachgeburtsverhaltungen und einem vermindertem Auftreten von Gebärparesen (Festliegen) festgestellt. Hier wäre ein Einfluss des Traxaxan auf die Mobilisierung bzw. Verwertung von Calcium denkbar.

Der Versuch konnte belegen, dass durch das Einzelfuttermittel aus Lorbeerfrüchten (Traxaxan) ein förderlicher Einfluss auf die Ablösung der Fruchthüllen erlangt werden kann. Man vermutet hier einen hormonähnlichen Effekt, der das Zusammenziehen der Gebärmuttermuskulatur anregt. In Anbetracht der immensen Bedeutung des Nachgeburtsverhaltens und von Gebärmutterentzündungen auf die nachfolgende Trächtigkeit, so das Urteil des Versuchsanstellers, ist kaum verständlich, dass nicht mehr Beachtung auf die Vorbeuge dieser Störung gelegt wird!

Aufgrund dieser Studienergebnisse wird ein vorbeugender Einsatz von Traxaxan gegen Nachgeburtsverhalten empfohlen.

Themen: Fruchtbarkeit
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