Die Hefemastitis ist eine Form der Euterentzündung, die meist bei Einzeltieren auftritt. Sie wird durch die Routinediagnostik im Labor meist nicht erfasst, da eine spezielle Anzüchtung und Bebrütung notwendig ist. Im Grunde tritt diese Mastitisform relativ selten auf; sie scheint jedoch auf dem Vormarsch zu sein.
Verursacher sind Hefen, vor allem Candidaarten, also einzellige Pilze, die sich durch Sprossung oder Teilung vermehren. Diese Hefen kommen überall vor (ubiquitär) - auch in Futtermitteln, gehäuft in Maissilage. Verdauungsstörungen (Blähungen, Durchfälle) werden allerdings nur dann verursacht, wenn sich die Hefen durch unsachgemäße Futterwerbung oder -lagerung zu stark vermehrt haben. Mit dem Kot werden sie wieder ausgeschieden. Hefen können ebenso auf der Haut der Kühe natürlich vorhanden sein wie bei sonst gesunden Tieren auch auf der Zitzenhaut und im Strichkanal. Auf vielen Betrieben sind die Liegeflächen im Stall hefekontaminiert - eine "ideale" Kontaktmöglichkeit mit dem Euter. Als besonders ungünstig werden hier die einstreulosen Liegeflächen angesehen, da die Kühe sich gern zur Polsterung Futter heranziehen.
Die Übertragungsmöglichkeiten sind vielfältig – Euterlappen, Hände, Zitzengummis, schlecht gereinigte Melkanlagen, unsauberes Einbringen von Medikamenten ins Euter (ohne vorherige Desinfektion der Zitzenkuppe mit 80 %-igem Alkohol), verschmutzte Euterinjektoren, verkeimtes Medikament zur intramammären Applikation etc.
Der alleinige Kontakt der Hefezellen mit dem Euter scheint jedoch noch nicht zwangsläufig zu einem Problem zu führen! Man vermutet weitere Faktoren (= multifaktorielle Erkrankung).
Zunächst muss der Erreger in das Euter eindringen und sich dort vermehren. Eine vorübergehende Abwehrschwäche bei Virusinfektionen, falsche Fütterung, Stress um die Abkalbung herum, Energiemangel, Verletzungen am Euter und Melkmängel können dann zum Ausbruch der Hefemastitis führen.
Auch hier zeigt sich wieder das Phänomen, dass an sich harmlose Umweltkeime Euterentzündungen hervorrufen können, wenn sie in das Euter gelangen und die Gelegenheit erhalten, sich dort massiv zu vermehren.
Grundsätzlich gilt, dass artgerechte Fütterung und eine Stoffwechsel-Entlastung (Leber!), wie sie mit Kräuterpräparaten zu erreichen ist, die Kondition und Abwehrkräfte der Kühe erheblich steigern - der Neuinfektionsdruck sinkt. Das wird unter anderem durch eine Studie von M. Walkenhorst (2015) auf 33 verschiedenen Milchviehbetrieben belegt. Nach Fütterung einer Kräutermischung in Form der Kräuterkraft Laktation wurden in der Versuchsgruppe gegenüber der Vergleichsgruppe 64 % weniger Abgänge aufgrund von Euterproblemen nachgewiesen.
Wie erkennt man die Hefemastitis?
Es treten verschiedene Verlaufsformen auf: akut, mit Allgemeinstörungen, Fieberschübe bis 42°C, rascher, extremer Viertelschwellung, gummiartigem Eutergewebe, wässrigem, molkeartigem Sekret mit Flocken, wobei die Kühe seltsamerweise aber oft trotz des hohen Fiebers noch fressen. Diese Hefemastitis ist der Colimastitis nicht unähnlich. Daneben gibt es die subakuten, chronischen Verläufe, die sich durch gelegentliche Flocken im Sekret sowie eine fleischig-derbe Verhärtung des Eutergewebes auszeichnen. Die eindeutige Diagnostik erfolgt per Mikroskop, wobei sich die Milch aus dem Endgemelk besonders eignet.
Eine Antibiotikabehandlung ist bei Hefemastitis absolut erfolglos, ja sogar schädlich! Diese Form der Mastitis verschlimmert sich dadurch!
Wie bei der Colimastitis gilt "melken, melken, melken" (4 – 6 x / Tag) und eventuell zusätzlich Oxytocingaben zur Anregung des Milchflusses, um die Erreger auszuschwemmen. Bisweilen setzt der Tierarzt eines der wenigen verfügbaren Antimykotika ein. Diese reizen das Eutergewebe aber erheblich und können nur begrenzte Zeit angewendet werden. Ohne zusätzliches Melken kann es zu dauerhaften Schädigungen im betroffenen Viertel kommen.
Begleitend zum mehrmaligen Melken pro Tag ist der Einsatz von Pyrogenium compositum inject (plus Euterbalsam Dr. Schaette) zur Unterstützung der körpereigenen Abwehrkräfte sowie zur Eindämmung des Fiebers angeraten! Heiße Euterviertel sollten unverzüglich gekühlt werden (CoolSpray oder geeignete Acetatmischungen).
Bei Hefemastitis nie Antibiotika anwenden!
In diesen Fällen führt die Anwendung von Antibiotika eher zu einer Verschlechterung des Krankheitsbildes, weshalb man sie sofort absetzen sollte! Bei einer Mischinfektion werden nach Antibiotika-Anwendung die im Euter bereits vorhandenen Hefezellen in ihrer Entwicklung begünstigt, da man die konkurrierenden Bakterien in ihrer Vermehrung ausschaltet. Auch hier zeigt sich, dass Mastitisbekämpfung mit Antibiotika ein zweischneidiges Schwert ist. Schon aus diesem Grund sollte der Stärkung der Abwehrleistung unserer Kühe mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden.