Die Fütterung ist in der Schweineproduktion ein sehr wichtiger Teil eines erfolgreichen Managements und gerade in der Aufzucht von größter Bedeutung. Denn der Magen- Darmtrakt ist mit bis zu 70% für das Immunsystem der Schweine verantwortlich. Viele Fehler, die hier in frühen Stadien, gerade in der Aufzucht gemacht werden, beeinträchtigen das Tier in seiner gesamten Laufbahn.
Ferkel gut aufs Absetzen vorbereiten
Ferkel, die nach dem Absetzen ins Flatdeck kommen, müssen mit vielen Umstellungen fertig werden. Sie werden von der Muttersau mit ihren warmen Zitzen und der leckeren Milch getrennt. Zudem kommen sie mit anderen Ferkeln zusammen in eine neue Umgebung und müssen alles neu lernen. Das Futter, das Wasser und das Klima verändern sich.Hinzu kommt, dass sich die mit der Biestmilch aufgenommenen maternalen Antikörper abbauen und sich die eigenen Antikörper noch nicht ausreichend gebildet haben. Darum sollte beim Absetzen der Fokus auf einen schonenden und möglichst stressreduzierten Umgang mit den Ferkeln gelegt werden. Um die Ferkel gesund durch diese Phase zu bringen, ist das Darm Mikrobiom von entscheidender Bedeutung. Daher muss der Aufbau des Mikrobioms sehr früh stattfinden und beginnt schon mit der Fütterung der tragenden Sauen, sowie der richtigen Mutterschutzimpfung vor dem Abferkeln und der Kolostrumversorgung der neugeborenen Ferkel.
Sehr wichtig ist, dass die Ferkel gleich nach der Geburt mit Kolostrum versorgt werden, da es die lebenswichtigen maternalen Antikörper beinhaltet und die Menge der Antikörper in der der nachfolgenden Milch sehr schnell abnimmt. Darum empfehle ich, die Ferkel am ersten Tag nach der Geburt in Ruhe zu lassen und lediglich dafür zu sorgen, dass alle Ferkel den Weg zum Gesäuge möglichst oft und schnell finden. Eine schnelle und komplikationsarme Geburt ist natürlich von Vorteil.
Versorgung nach dem Absetzen
Um die Ferkel an festes Futter zu gewöhnen sollten sie schon frühzeitig den Prestarter, der auch im Flatdeck gefüttert werden soll, in kleinen Mengen in Schalen angeboten bekommen. Je schwerer die Ferkel zum Zeitpunkt des Absetzens sind, desto einfacher gestaltet sich der Übergang ins Flatdeck. Hier können schon 100g eine große Rolle spielen. Um ein belastbares Mikrobiom aufzubauen, sollte Futter in bester Qualität angeboten werden. Zudem müssen genügend Tränken und Schalen zur Verfügung stehen, dass alle Tiere stets freien Zugang haben. Das Tränkewasser sollte Trinkwasserqualität entsprechen.
Von der Verabreichung von Medikamenten über das Tränkewasser möchte ich aus verschiedenen Gründen abraten:
Ferkel gewöhnen sich stark an den regulären Geschmack des Wassers und reagieren sehr sensibel auf Änderungen. Mit Medikamenten versetztes Wasser wird in vielen Fällen kaum oder nur in deutlich geringeren Mengen aufgenommen. Meine Erfahrung hat gezeigt, dass kranke oder gar fiebernde Tiere nicht nur eine deutlich reduzierte Futteraufnahme zeigen, sondern auch nicht mehr die Mengen an Wasser aufnehmen, die notwendig wären. Diese Tiere müssen einzeln behandelt werden. Hinzu kommt, dass eine Dosierung von Antibiotika über das Tränkesystem nicht nur den in den Leitungen befindlichen Biofilm lösen und die Leitungen verstopfen kann, sondern auch die hier herrschende Besiedlung so verändert, dass sich schädliche Keime und Algen vermehren und so die Wasserqualität nachhaltig beeinflussen
Angepasste Fütterung
Je nach Fütterungssystem müssen gewisse Besonderheiten beachtet werden. Trocken- und Breiautomaten sind gut für kleinere Ferkel geeignet, sie sollten aber immer gut mit Futter gefüllt und nie leer sein. Bei Flüssigfütterung sollten die Ferkel zum Umstallen aber mindestens 7 kg schwer sein. Denn Ferkel unter 7 kg Lebendmasse sind nicht in der Lage die benötigte Tagesmenge an Futter aufzunehmen. Zur Unterstützung des gesunden Darm-Mikrobioms sollte das Futter so dick wie möglich angemischt und verfüttern werden. Zudem sollten die Mahlzeiten auf mehrmalige Gaben pro Tag verteilt werden, da die Mägen der Ferkel noch sehr klein sind und nur geringe Mengen aufnehmen können.
Für einen guten Start in die Absetzphase empfehle ich die Ferkel nach Gewicht in 3 Gruppen einzuteilen. Die kleinesten und leichtesten Ferkel sollten den Prestarter 7 – 14 Tage, die Mittleren 3 – 7 Tage und die größten und schwersten 1 – 3 Tage erhalten.
So können sich die Ferkel gleichmäßig entwickeln, sofern die Tiere gesund sind.
Außerdem sollte man auch auf das natürliche Verhalten der Schweine achten. Die Tagesaktivität der Schweine ist uns Menschen sehr ähnlich. Ab 8.00 Uhr werden die Tiere aktiv, das steigert sich bis in den Nachmittag und ab 18.00 Uhr werden sie wieder ruhiger. Die meiste Zeit wollen die Tiere aber ruhen, daher rate ich ältere Tiere nur wenige Male am Tag zu füttern und so unnötigen Stress zu vermeiden. Dabei ist auch zu beachten, dass Schweine alles gemeinsam machen wollen.
Ein gutes Darm-Mikrobiom hängt also von vielen Faktoren ab, ist aber für eine erfolgreiche Aufzucht unerlässlich. Untersuchungen haben gezeigt, dass sich das Mikrobiom von großen und gesunden Ferkeln ganz deutlich von dem der kleinen und kranken unterscheidet.
Das heißt also, wenn es gelingt den Darm der neugeborenen Ferkel mit einem gesunden und belastbaren Mikrobiom zu besiedeln, kann die Lebensleistung der Tiere deutlich gesteigert werden.
Johann Schneider, Tierarzt aus Langwedel